
Leopold Bosankic
2025-08-18
Horizon Scanning: Definition, Methoden, Tools & Beispiele (2026)
Was ist Horizon Scanning? Alles zu Definition, Prozess & Methoden. Inkl. gratis Template, Praxis-Beispielen und KI-Tools für Ihre Strategie.

2025-08-18
Horizon Scanning ist ein systematischer Ansatz zur Identifizierung und Bewertung neuer Trends, Technologien und potenzieller Bedrohungen, die sich auf die Politikgestaltung und strategische Planung auswirken können. Es umfasst mehrere Phasen, wie die Definition des Themas, die Analyse des Umfelds und die Priorisierung der Ergebnisse.
Horizon Scanning bietet zahlreiche Vorteile wie informierte Entscheidungen, Risikominderung und verbesserte Zusammenarbeit. Es findet Anwendung in Bereichen wie öffentliche Gesundheit, Umweltpolitik und Technologieentwicklung und ist unerlässlich für eine erfolgreiche strategische Planung.
Horizon Scanning Definition
Horizon Scanning ist ein systematisches Verfahren, das darauf abzielt, Trends, Technologien und potenzielle Bedrohungen zu identifizieren, die Auswirkungen auf Entscheidungsprozesse und strategische Planungen haben können. Durch die strukturierte Analyse von Daten und Informationen ermöglicht es, zukünftige Herausforderungen frühzeitig zu erkennen.
Diese Methode ist besonders relevant für Organisationen, die in dynamischen Umfeldern agieren, da sie sowohl nationale als auch internationale Entwicklungen berücksichtigt. Ein klassisches Beispiel ist die Gesundheitsbranche, in der Horizon Scanning dazu dient, neue Technologien und deren Einfluss auf die Patientenversorgung zu bewerten. Der Prozess nutzt verschiedene Quellen und Perspektiven, um ein umfassendes Bild der aktuellen und zukünftigen Lage zu erhalten. Durch regelmäßige Updates bleibt Horizon Scanning relevant für die vorausschauende Strategieentwicklung.
Horizon Scanning Tools
Moderne Horizon Scanning Tools automatisieren die zeitaufwändige Informationssuche. Researchly bietet beispielsweise ein KI Horizon Scanning Tool, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz Bedrohungen und Trends erkennt, bevor sie zum Risiko werden. Wer sich unsicher ist, worauf es bei der Software-Wahl ankommt, findet hier eine Hilfe, wie man das richtige Horizon Scanning Tool auswählt.
Wie Tools wie Researchly funktionieren:
- Echtzeit-Überwachung: Automatisierte AI Agents scannen Branchennews, Regulierungen, Social Media und Cybersecurity-Meldungen.
- Priorisierung: Die KI analysiert Informationen und sortiert sie nach Relevanz und potenziellem Einfluss.
- Dashboards: Individuelle Alarme für Themen wie Cyberbedrohungen oder Markttrends.
- Predictive Analytics: Fundierte Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen.
Testen Sie das System jetzt 14 Tage kostenlos – keine Kreditkarte erforderlich.
Horizon Scanning Fragen (Questions)
Die richtige Fragestellung ist der Kern eines erfolgreichen Scans. Die Futures Platform liefert hierzu einen nützlichen Fragenkatalog:
- Erkenntnisgewinn: Welche Opportunity Spaces (Chancenräume) können Sie aus den Daten gewinnen?
- Auswirkung: Welche konkreten Folgen hat dieses Phänomen auf Ihr Unternehmen, Ihr Team oder Ihre Produkte?
- Handlung: Worauf sollten Sie sich vorbereiten und welche Chancen kann Ihr Unternehmen jetzt nutzen?
Techniken und Methoden im Horizon Scanning
Horizon Scanning nutzt eine Mischung aus qualitativen und quantitativen Methoden, um sowohl offensichtliche Trends als auch schwache Signale ("Weak Signals") zu erfassen.
Gängige Techniken:
- Interviews: (z.B. Environmental Research Funders Forum Horizon Scanning Study)
- Issue Tree (Themenbaum): (z.B. Foresight-Projekt zu Gehirnforschung)
- Literaturrecherchen: Reviews zum Stand der Wissenschaft (z.B. Medical Technology)
- Experten-Workshops: Bewertung ökologischer Fragen oder Naturschutzthemen.
- Delphi-Methode: Strukturierte Expertenbefragungen (z.B. Zukunft mediterraner Feuchtgebiete).
- Trendanalyse: Erkennung von Mustern über die Zeit, zum Beispiel mithilfe des Futures Triangle.
- Szenarien & Backcasting: Entwicklung möglicher Zukünfte und Rückrechnung der notwendigen Schritte. Mehr zum Thema Szenarioplanung finden Sie hier.
Interviews mit Experten sind oft die wertvollste Quelle, da sie Einblicke bieten, die noch nicht publiziert wurden. Während Trendanalysen Muster in der Vergangenheit und Gegenwart erkennen, helfen Szenarien dabei, alternative Zukünfte denkbar zu machen. Marktforschung liefert hierbei das quantitative Fundament.
Übersicht der Methoden:
| Technik | Beschreibung |
|---|---|
| Interviews mit Experten | Wichtige Informationsquelle, um spezifische Einblicke und implizites Wissen zu gewinnen. |
| Literaturüberprüfungen | Identifikation bestehender Trends aus bereits veröffentlichten Arbeiten. |
| Delphi-Ansatz | Strukturierte, mehrstufige Befragung zur Konsensfindung unter Experten. |
| Trendanalysen | Erfassen von Mustern über einen Zeitraum zur Prognose zukünftiger Entwicklungen. |
| Fokusgruppen | Diskussion verschiedener Perspektiven zur Generierung umfassender Einsichten. |
| Online-Tools & Datenbanken | Effiziente Informationssuche durch Zugang zu globalen Datenpools. |
| Soziale Medien | Echtzeit-Einblicke in öffentliche Meinungen und aufkommende Verbrauchertrends. |
| Workshops | Fördern kreative Ansätze zur Problemlösung und Innovationsfindung. |
| Marktforschung | Liefert harte Daten zu branchenspezifischen Marktentwicklungen. |
Horizon Scanning Template

Um Ergebnisse vergleichbar und handlungsfähig zu machen, empfiehlt sich die Nutzung einer Vorlage. Die UK-Regierung bietet hier ein bewährtes Horizon Scanning Template an.
Wichtige Bestandteile des Templates:
- Übergeordnete Frage: Die zentrale Leitfrage, die den Scan steuert.
- Thema des Scans: Konkretisierung (Bedrohung, Chance oder Frühwarnzeichen).
- Bewertung der Auswirkung: Einschätzung von "gering" bis "katastrophal/transformativ".
- Sicherheitsgrad: Wie verlässlich ist die Prognose (niedrig/hoch)?
- Zeitlicher Horizont: Wann tritt die Wirkung ein (z.B. <5 Jahre, 10+ Jahre)?
- PESTLE-Kategorie: Zuordnung (Politisch, Ökonomisch, Sozio-kulturell, Technologisch, Rechtlich, Umwelt).
- Beschreibung: Der Kerninhalt – Relevanz, Schlüsselerkenntnisse und Belege.
- Quellen: Literatur und Links zur Validierung.
Dieses Template hilft dabei, Erkenntnisse strukturiert zu erfassen und Entscheidungsträgern einen schnellen Überblick zu verschaffen.
Horizon Scanning Beispiele und Anwendungen
Horizon Scanning wird weltweit von Regierungen, NGOs und Unternehmen eingesetzt. Ein spezifisches Beispiel aus der Finanzwelt ist die Früherkennung von Risiken in Banken mittels KI. Die folgenden weiteren Beispiele zeigen die Bandbreite der Anwendungen:
1. Bioökonomie und Biotechnologie
2017 identifizierte ein transatlantischer Horizon Scan 70 potenzielle Themen, von denen 20 priorisiert wurden.
- Kurzfristig (<5 Jahre): Gene Drives und menschliche Genom-Editierung (bestätigt durch die Geburt genom-editierter Babys 2018).
- Mittelfristig (5-10 Jahre): Cyberbiosecurity und Wirtschaftsspionage.
- Langfristig (>10 Jahre): Sicherung kritischer Infrastrukturen für die Bioökonomie.
2. Nachrichtendienste (USA)
Das National Intelligence Council (NIC) veröffentlicht zu Beginn jeder US-Präsidentschaft den "Global Trends"-Bericht. Er blickt 20 Jahre in die Zukunft.
- Methodik: Konsultationen mit 2.500 Personen in 35 Ländern.
- Tools: Wargames, Szenarien und Net Assessment (Vergleich militärischer/ökonomischer Potenziale).
3. Umwelt- und Naturschutz
Internationale Studien nutzen Horizon Scanning, um Bedrohungen für die Biodiversität frühzeitig zu erkennen.
- Beispiel (2016): Identifikation von Faktoren, die Bestäuber (Bienen etc.) weltweit bedrohen (Brown et al., 2016).
- Beispiel (2018): 15 aufkommende Themen mit großen Auswirkungen auf die globale Biodiversität, die bisher politisch vernachlässigt wurden (Sutherland et al., 2019).
Prozess: Schritte im Horizon Scanning

Der Prozess ist selten linear, sondern iterativ. Typische Phasen sind:
- Scoping: Definition des Themas und der Suchfelder.
- Scanning: Breite Suche nach Signalen (PESTLE-Faktoren berücksichtigen).
- Analyse: Bewertung der Informationen (Relevanz, Glaubwürdigkeit).
- Interpretation: Was bedeutet das für uns? Priorisierung mit Stakeholdern.
- Aktion: Entwicklung von Maßnahmen und Strategien.
Checkliste: Horizon Scanning in der Praxis einführen
Möchten Sie Horizon Scanning in Ihrer Organisation etablieren? Gehen Sie wie folgt vor:
- [ ] Scope klären: Soll Innovation gefördert oder Risiken vermieden werden?
- [ ] Team aufstellen: Wer übernimmt Scouting, Bewertung und Reporting?
- [ ] Methoden wählen: Mix aus Desk Research, Patentanalysen und Experteninterviews.
- [ ] Tools nutzen: News-Aggregatoren & KI-Alerts (z.B. Researchly) einrichten.
- [ ] Bewertungssystem: Kriterien für Relevanz und Auswirkung definieren.
- [ ] Routine: Regelmäßige Review-Meetings (z.B. monatlich) etablieren.
- [ ] Integration: Ergebnisse direkt in Strategie- oder Innovationsprozesse einspeisen.
Tipp: Starten Sie klein ("Pilot") und nutzen Sie Visualisierungen wie Trendradare, um Akzeptanz zu schaffen. Für den Start nutzen Sie gern unsere kostenlose Word-Vorlage für Marktorientierung.
Quellen für das Scanning
Um nicht nur den Mainstream zu erfassen, müssen vielfältige Quellen genutzt werden:
- Wissenschaft: Preprints, Fachjournale, Konferenzberichte.
- Technologie: Patentanmeldungen und Datenbanken.
- Markt: Konkurrenzanalysen und Start-up-Datenbanken.
- Community: Blogs, Expertenforen, Social Media ("Weak Signals").
- Politik: Gesetzesentwürfe und Whitepapers.
Unterschied: Horizon Scanning vs. Trendforschung vs. Roadmapping
Oft werden diese Begriffe verwechselt. Hier ist die klare Abgrenzung:
| Methode | Fokus | Ziel | Ergebnis |
|---|---|---|---|
| Horizon Scanning | Breite Suche ("Was könnte kommen?") | Früherkennung von Überraschungen, Wild Cards und schwachen Signalen. | Hinweise auf Chancen/Risiken, Radar-Screen. |
| Trendforschung | Analyse ("Was zeichnet sich ab?") | Bewertung bestehender Entwicklungen (z.B. KI, Klimawandel) – oft mithilfe eines Trend Canvas. | Trendreports, Trend-Map. |
| Roadmapping | Planung ("Wie kommen wir hin?") | Konkrete Schritte und Meilensteine von heute in die Zukunft. | Zeitliche Ablaufpläne (Visual Roadmap). |
Horizon Scanning ist das Frühwarnsystem, Trendforschung die Analyse und Roadmapping der Plan.
Die Rolle von KI im Horizon Scanning
Horizon Scanning ist traditionell arbeitsintensiv. Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert diesen Bereich, indem KI-Agenten riesige Datenmengen in Echtzeit verarbeiten, die ein Mensch niemals manuell scannen könnte.
So verbessert KI Ihren Horizon Scan:
- Automatisierte Datensammlung: KI durchsucht 24/7 Nachrichten, Studien, Patente und soziale Medien weltweit.
- Mustererkennung & NLP: Natural Language Processing (NLP) versteht Kontexte und erkennt "schwache Signale" oder Anomalien, bevor sie in Mainstream-Medien auftauchen.
- Objektive Priorisierung: KI bewertet Themen datenbasiert nach Relevanz und Wachstum, wodurch menschliche Biases (Voreingenommenheit) reduziert werden.
- Predictive Analytics: Algorithmen simulieren mögliche Szenarien und berechnen Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Entwicklungen.
- Effizienz: Teams werden von manueller Recherche entlastet und können sich auf die strategische Bewertung ("Sense-making") konzentrieren.
Praxisbeispiel: Während ein Analyst vielleicht 20 Berichte pro Woche liest, scannt ein Tool wie Researchly Tausende Quellen täglich, filtert Rauschen heraus und liefert nur die signifikanten Änderungen ("Delta") im Markt. Wichtig bleibt jedoch der "Human-in-the-loop": Die endgültige strategische Ableitung sollte immer durch menschliche Experten erfolgen, unterstützt durch die Daten der KI.
Fazit
Horizon Scanning ist mehr als nur ein Blick in die Glaskugel. Es ist eine disziplinierte Methode, um die Resilienz einer Organisation zu stärken. Wer frühzeitig Signale erkennt – sei es durch Experteninterviews, strukturierte Templates oder moderner KI-Tools – kann proaktiv handeln, statt nur auf Krisen zu reagieren. In einer immer komplexeren Welt wird die Fähigkeit, den Horizont systematisch abzusuchen, zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
